Derzeit hört man medial wenig von den kürzlich noch heiss diskutierten Blackouts, obwohl die Gefahr weiter besteht und Stromsparen wichtig bleibt. Der Bund sucht deshalb händeringend Projekte, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten, darunter auch zum Thema Gamification.
Der Traum «spielend Energie sparen» erscheint so schön. Wie aber sieht die Realität aus? Das zeigt das aktuelle Gamification-Projekt der ZHAW www.socialpower.ch. Es startete im Jahr 2016 und geht jetzt in die zweite Runde. Mit einer App konnten sich Haushalte anmelden und in Zusammenarbeit oder Konkurrenz mit anderen spielerisch Strom sparen. Via App gab es direktes Feedback zum Verbrauch und verschiedene Anreize wie Spiele oder Aufgaben. Während der 3-monatigen Projektphase betrug die Einsparung rund 8 %, wobei man beachten muss, dass vermutlich nur hoch motivierte Haushalte überhaupt mitgemacht haben. Aber nur ein Jahr später war der Effekt verpufft. Erstaunlich dabei, die Teilnehmer fühlten sich weiterhin so, als würden sie Strom sparen, verbrauchten aber gleich viel Strom wie zuvor. Insgesamt ein riesiger Aufwand ohne erkennbaren Nutzen. Es waren aber nur vergleichsweise wenige Haushalte dabeigeblieben und daher wird das Projekt nun mit mehr Haushalten und leicht angepasst weitergeführt.
Meine Schlüsse aus der ersten Phase und ähnlichen Projekten sind: Solche Projekte sind wichtig, um Bewusstsein zu schaffen und Verhalten zu verstehen. Aber für wirksamen Klimaschutz, Netto-Null und die Verhinderung der Energiekrise brauchen wir klare Gesetze und technische Lösungen. Zum Verständnis in der Bevölkerung könnte aber Gamification einen wichtigen Beitrag leisten.